Statement zur Zusammenarbeit der Stadt Germersheim mit dem KlimawandelAnpassungs COACH RLP
Strategien zum Schutz der Bevölkerung vor Hitzewellen sollen u.a. für Anpassung an das zukünftige Klima in Germersheim sorgen
Die Zusammenarbeit mit den
KlimawandelAnpassungs COACH RLP begann zu einem Zeitpunkt, als die Erinnerungen
an den Dürresommer 2018 noch frisch im Gedächtnis waren. Vor allem der niedrige
Wasserstand des Rheines hat für Eindruck gesorgt. Die enorme Hitze des Sommers
2019 hat die Notwendigkeit, sich an die Folgen des Klimawandels anpassen zu
müssen, noch bestärkt.
Ein Fokuspunkt lag daher bei dem
Umgang mit Hitzewellen in Germersheim. Während der ersten Hitzewelle im Juni
2019 wurde eine Profilmessfahrt mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) in
Germersheim durchgeführt. Dabei wurden morgens, mittags und abends die
Temperatur und die Luftfeuchtigkeit entlang einer vorher festgelegten Route mit
einem speziellen Messfahrzeug gemessen. Die Ergebnisse geben Aufschluss über
die Hitzeentwicklung im Stadtgebiet von Germersheim und dienten als Grundlage
für weitere Maßnahmen.
Klar wurde durch die Ergebnisse,
dass vor allem vulnerable Menschengruppen, also Kinder, ältere Menschen und
Menschen mit chronischen Krankheiten, besonders vor den Gefahren zu hoher
Temperaturen geschützt werden müssen. Die Stadt Germersheim erarbeitet derzeit
Strategien, um die Bevölkerung vor Hitzewellen zu schützen und wird im
Frühsommer damit beginnen, durch Öffentlichkeitsarbeit vor den Gefahren von
Hitzewellen zu warnen und Handlungsoptionen aufzuzeigen. „Die Gesundheit der
Bürger*innen liegt uns in Germersheim sehr am Herzen, darum nehmen wie die
Erkenntnisse aus der Profilfahrt mit dem Deutschen Wetterdienst sehr ernst“, sagt
Bürgermeister Marcus Schaile über die Untersuchungsfahrt.
Wie zu erwarten war, ist die
Hitzeentwicklung in dicht bebauten und versiegelten Stadtteilen am größten, während
Grünflächen und fließendes Wasser einen kühlenden Effekt haben.
Die Stadt Germersheim hat zwar
bereits mit mehr als 700ha Grünfläche einen hohen Vegetationsanteil, allerdings
gibt es in den Stadtkernen von Germersheim und Sondernheim stark versiegelte
Flächen, die sich im Sommer aufheizen und bei denen aufgrund der Architektur
auch nur wenig Wärmeaustausch durch Luftbewegung möglich ist. Hier soll künftig
nach Möglichkeiten auf gezielte Begrünung gesetzt werden, um einen kühlenden Effekt
zu erreichen.
Ein großer Trend im Gartenbau
sind derzeit die sogenannten Steingärten. Steingärten haben aber stark negative
Auswirkungen auf das Mikroklima, die Biodiversität und den Wasserhaushalt. Aus
diesem Grund möchte die Stadt Germersheim künftig als gutes Beispiel vorangehen
und unnötige Versiegelung vermeiden. Dabei wird auf die vermehrte Nutzung von
Staudenpflanzen gesetzt. Eine Medienkampagne soll die Öffentlichkeit über den
negativen Effekt von Steingärten aufklären.
Auch bei der Wahl der Pflanzen
spielt der Klimawandel nun eine Rolle. Baumarten, die über Jahrhunderte hinweg
das Stadtbild verziert haben, haben vor allem im Sommer, aufgrund von hohen
Temperaturen und Wassermangel, Probleme anzuwachsen. Andere Baumarten aus
südlichen Regionen kommen mit dem Frost im Germersheimer Winter nicht zurecht.
Falsch platzierte Bäume, die die Luftzirkulation behindern, können für das
Mikroklima ebenso schädlich sein wie zu wenig Vegetation. Daher ist ein strategisches
Vorgehen bei der Wahl der Baumart und der Standorte notwendig. „Wir haben
bereits einen Fokus auf die Bäume in Germersheim gesetzt, derzeit prüfen die
Mitarbeiter*innen der Verwaltung, welche Baumarten für unsere Stadt künftig in
Frage kommen und an welchen Standorten wir noch weiter Baume pflanzen können“,
sagt Bürgermeister Schaile „Auch die Bürger*innen sollen dabei mit Aktionen wie
den ,Bürgerbäumen´ und einer Pflanzaktion im Rahmen des Freiwilligentages 2020
beteiligt werden.“
Auch beim Thema Bauen und
Sanieren soll künftig nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Klimaangepasstheit
berücksichtigt werden. Passiver Hitzeschutz und Gebäudebegrünung sollen in
Zukunft vermehrt zum Einsatz kommen und vor Wärmeinseln und überhitzten
Innenräumen schützen.
In Workshops mit
Schlüsselpersonen aus der Stadtverwaltung, den Stadtwerken Germersheim und der
Wohnbau Germersheim GmbH wurde über die zukünftige Entwicklung des Klimas in
der Region und die Auswirkungen auf die Stadt Germersheim gesprochen.
Strategien zur Anpassung an das künftige Klima in Germersheim wurden angestoßen
und Impulse gesetzt.
Umstellung auf energieeffiziente LED-Beleuchtung
Ein großer Schritt in Richtung moderne, energieeffiziente Straßenbeleuchtung ist getan
Germersheim geht in
der Energieeinsparung voran und schließt den ersten Bauabschnitt bei der
Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED ab. Damit erzielt die Stadt eine
Energieeinsparung von 82 %. Im Juni 2015 hat die Stadt Germersheim begonnen,
ihre Straßenbeleuchtung auf hochmoderne LED-Technik umzustellen. Ausgetauscht
wurden veraltete Quecksilberdampflampen gegen 1.324 hochmoderne LED-Leuchten.
Gleichzeitig wurden einige zusätzliche Leuchten installiert, mit denen neuere
gesetzliche Anforderungen an die Ausleuchtung der Straßen erfüllt werden. Die
Arbeiten sind nun vollständig abgeschlossen.
Durch diese Umstellung spart die Stadt Germersheim ab sofort
über eine Million Kilowattstunden (kWh) Strom und damit rund 175.000 Euro pro
Jahr ein. Die gesamten Investitionskosten lagen bei 1,35 Millionen Euro. Gut
die Hälfte ging dabei auf das Konto der LED-Technik, der Rest auf die erforderlichen
Tiefbauarbeiten und den Austausch von Masten. Mit einem 20-prozentigen Zuschuss zur LED-Technik wurde das
Vorhaben aus dem Fördertopf der Nationalen Klimaschutzinitiative unter dem
Förderkennzeichen S56929 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bauen
und Reaktorsicherheit gefördert. Diese Förderung erhält nur, wer mindestens 70%
CO2-Einsparung erzielt. Mit den erreichten 82% wird diese
Anforderung von der Stadt Germersheim deutlich übertroffen, denn die neuen
Leuchten benötigen nur noch 18% des Stroms ihrer Vorgänger.
Das Germersheimer Stadtoberhaupt Marcus Schaile trifft mit
Blick auf die Verwendung des eingesparten Geldes eine eindeutige und
zukunftsorientierte Aussage: „Zuerst werden wir die vorgenommene Investition
ausgleichen. Die Kosten dieser modernen Lampentechnik sind sehr hoch – aber
eben auch die Einsparungen. Danach werden wir das eingesparte Geld in die
nächsten Energieeinsparprojekte einfließen lassen und so einen Teil der Kosten
zukünftiger Klimaprojekte decken können. Wir haben da noch einiges vor.“
Durch den eingesparten Strom verbessert sich die Treibhausgasbilanz
der Stadt. Über die Lebensdauer der Lampen von 20 Jahren entstehen 9.131 Tonnen
Kohlendioxid (CO2-Gas) weniger. Damit passt das Projekt sehr gut zu
der auf lange Frist angelegten Klimaschutzstrategie der Stadt.
Neben der hohen Energieeffizienz haben LED-Leuchten viele
weitere Vorteile.
Sie sind insektenfreundlich und durch ein geringeres
Streulicht wird die sogenannte „Lichtverschmutzung“ verringert.
Darüber hinaus
haben sie eine längere Lebensdauer mit entsprechend längeren Wartungszyklen,
wodurch die Kosten zusätzlich gemindert werden.
Und durch eine bessere
Ausleuchtung des Straßenraums erhöhen sie die Verkehrssicherheit.
Aktuell läuft der Zuschussantrag für den zweiten Bauabschnitt,
in dessen Rahmen die Straßenleuchten der Hauptverkehrsstraßen
modernisiert werden sollen. Mit einer Entscheidung bzw. Förderzusage wird im
Spätsommer gerechnet. Der Austausch alter Leuchten auf Quecksilberdampf- und
Metall-Halogen-Basis ist von der EU vorgeschrieben und wird derzeit noch
gefördert.

Energetische Sanierung in der Stadthalle, in den städtischen Grundschulen und Sporthallen
Die Stadt Germersheim hat sich 2014 zur energetischen Sanierung der Innen-
und der Hallenbeleuchtung entschlossen. In den Germersheimer Grundschulen (Eduard Orth und Geschwister Scholl) und der Sondernheimer Tulla-Grundschule sowie in der Sporthalle der Tulla-Schule und der Veranstaltungshalle
an der Tulla-Schule wurden die Arbeiten nun abgeschlossen. Dabei wurde die gesamte
Innen- und Hallenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgestellt. Auch
die Beleuchtung der Stadthalle wurde erneuert und auf LED umgestellt.
Durch den
zusätzlichen Einbau von Präsenz- und Bewegungsmeldern wird in allen Gebäuden die
Energieeinsparung nochmals erhöht. Das Licht brennt nun nur noch in Zeiten, in
denen die Räume tatsächlich genutzt werden. Dadurch werden zwischen 69 und 87%
der jährlichen Stromkosten für die Beleuchtung eingespart, je nach Art der
ausgetauschten Leuchten. Dies schlägt sich auch positiv in der städtischen CO2-Bilanz
nieder. Der CO2-Ausstoß wird aufgrund der Maßnahmen um insgesamt
3.116 Tonnen im Zeitraum der nächsten 20 Jahre vermindert.
„In Zukunft sollen noch weitere städtische Gebäude auf die energiesparende
LED-Technik umgestellt werden und so nicht nur Kosten eingespart,
sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden“, so Bürgermeister
Marcus Schaile.
Die
Umrüstung wurde mit einem Zuschuss von 40% durch das Förderprogramm der
Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und
Reaktorsicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages unter
dem Förderkennzeichen 03KS5781 gefördert. Mit der Nationalen
Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit
2008 zahlreiche Aktivitäten, die einen Beitrag zur Erreichung der
Klimaschutzziele leisten. Sie decken ein breites Spektrum an
Klimaschutzaktivitäten ab, von der Konzepterstellung bis hin zu investiven
Maßnahmen. Von den Programmen und Projekten der Nationalen
Klimaschutzinitiative profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie
Kommunen, Unternehmen und Bildungseinrichtungen.

EINHEITSBUDDELN
„Stell dir vor, am 3. Oktober würde
jeder Mensch in Deutschland einen Baum pflanzen. 83 Millionen. Jedes Jahr. Ein
neuer Wald. Von Nord nach Süd, von Ost bis West. Für das Klima. Und für dich
und deine Familie. Für unsere Zukunft.“ So beschreibt das Land
Schleswig-Holstein, Veranstalter der diesjährigen Festlichkeiten zum Tag der
Deutschen Einheit, die Aktion EINHEITBUDDELN.

Auch Bürgermeister Marcus Schaile hat
sich der Aktion EINHEITSBUDDELN angeschlossen und am 2. Oktober einen Japanischen
Schnurbaum am Ludwigstor gepflanzt. „Ich finde, das ist eine sehr schöne Aktion,
Bäume produzieren nicht nur Sauerstoff und binden CO2, sie sehen
dabei auch noch gut aus,“ sagt Marcus Schaile.
Der Japanische Schnurbaum gilt als
bienennah und als Klimabaum. Das bedeutet, dass der Baum sich zum einen positiv
auf die Biodiversität in Germersheim auswirken wird und sich zum anderen an das
zu erwartende Klima anpassen kann.
Bäume hatten schon immer symbolischen
Charakter. Viele Jahre lang haben uns die Eichensetzlinge auf den
Pfennigstücken und die Baumpflanzerin auf den 50 Pfennigstücken begleitet. Sie
standen für einen Neuanfang, für die Chance, es dieses Mal besser zu machen, und
erinnerten uns an die vielen Frauen, die unsere Wälder nach der Zerstörung
durch den Zweiten Weltkrieg wieder aufgeforstet haben. Aus den Setzlingen sind
Bäume geworden, auch aus denen, die zur Erinnerung an die Wiedervereinigung,
auch ein Neuanfang, als „Einheitseiche“ die Marktplätze im ganzen Land zieren.
Heute hat sich die Bedeutung der Bäume wieder gewandelt. Sie stehen für
Biodiversität, den Kampf gegen den Klimawandel und allgemein für eine gute Zukunft.
Bäume, dieses Mal ausgewachsene, sind wieder zu einem Symbol für den Neuanfang
geworden.
Derzeit prüft die Stadtverwaltung
Flächen, an denen auch die Bürgerinnen und Bürger Germersheims Bäume pflanzen
können. Für jede Pflanzfläche wird eine Liste möglicher Baumarten erstellt, aus
der die Germersheimer künftig Bäume auswählen und selbst einpflanzen können. Welche
Baumart auf welche Fläche gepflanzt werden darf, richtet sich nach Faktoren wie
Bodenart, Helligkeit, Größe des Baumes, Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen
des Klimawandels und wie sich der Baum in das Stadtbild einfügt.
„Eine alte Tradition besagt, dass
jeder Mensch mindestens einmal im Leben ein Haus bauen, ein Kind zeugen und
einen Baum pflanzen soll. Zumindest bei dem Baum können wir da behilflich sein.
Darum möchten wir den Germersheimern die Möglichkeit geben, in ihrer Stadt
einen Baum zu pflanzen“, resümiert das Germersheimer Stadtoberhaupt Marcus Schaile.
Weitere Informationen zu der Aktion „Bürgerbaum“
werden veröffentlicht, sobald die ersten Pflanzflächen frei gegeben werden.
Wer mithelfen möchte, unseren Planeten
aufzuforsten, sich aber nicht selbst die Hände dabei schmutzig machen möchte,
findet unter https://www.crowtherlab.com/get-involved/#support_project
eine Liste mit Baumpflanzprojekten, die die Wissenschaftler der Eidgenössischen
Technischen Hochschule Zürich empfehlen.
Mehr Informationen zum EINHEITSBUDDELN
gibt es unter www.einheitsbuddeln.de
Klimaschutzmanagement in der Stadt Germersheim
Bei Fragen
oder Anregungen im Bereich Klimaschutz können Sie sich gerne an die
Klimaschutzmanagerin der Stadt Germersheim wenden:
Carolin Rethorn
Stadtverwaltung Germersheim
Klimaschutzmanagerin
Paradeplatz 10
76726 Germersheim
Telefon: 07274-960-339
E-Mail: crethorn@germersheim.eu
